Neues aus der Dunkelkammer – ein „Wolfsmanagement“ redet sich um Kopf und Kragen

Es bedarf eines gesunden und schmerzfreien Humors, wenn man die Verlautbarungen der nördlichsten Wolfsverwaltung im Lande im Zusammenhang betrachtet. Was immer von dort kommt, es ist im Normalfall weder informativ noch von Sachkenntnis gesegnet.

So ließen sich der Lokalpresse der letzten Wochen folgende Weisheiten entnehmen:

  • „Seitdem die Rückkehr des Wolfes nach Schleswig-Holstein im Jahr 2007 erstmals zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte, hat es kaum direkte und belegte Sichtungen im Kreis Pinneberg gegeben.“ Fein kleingeredet, denn eine reine Sichtung ist nach den Regeln des deutschen Wolfsmonitorings in den seltensten Fällen ein Beleg. Die hat dafür GW924m aus dem dänischen Ulfborg-Rudel erbracht, der alleine im Kreis Pinneberg bei 8 Rissen nachgewiesen wurde. In den umliegenden Kreisen wurden noch einmal die gleiche Anzahl Risse nachgewiesen. Nicht alle Vorfälle wurden genetisch untersucht. Es ist von mindestens 45 Rissen auszugehen.
  • Die Fachleute gehen davon aus, dass es in Schleswig-Holstein kein festes Rudel gibt. Dass im Juni 2019 eine Sichtmeldung (u.a.: https://www.mopo.de/im-norden/schleswig-holstein/schleswig-holstein-streift-jetzt-ein-wolfsrudel-durch-die-waelder--32782094) einer Wolfsfähe mit Welpen zwar die die Presse im Lande, aber nicht das Wolfsmonitoring erreichte, spricht für sich. Somit blieb es ein unbestätigter Hinweis dem man gezielt nicht nachging.
  • ”Wir haben es hier mit einzelnen durchziehenden Tieren zu tun, die auf der Suche nach einem geeigneten Revier sind, in dem sie bleiben können.” Und weiter im nächsten Absatz spricht man von einer „sehr vagen Schätzung“ mit drei bis fünf stationären Wölfen. Stationäre bzw. territoriale Wölfe sind nach den Regeln des Monitorings klar definiert und es müssen entsprechende Nachweise vorliegen, oder ist das nur Geschwafel?
  • Wenn es heißt, dass Wölfe ein Territorium von 150 bis 200 km² benötigen und Schleswig-Holstein zu dicht besiedelt sei, dann dürfte es nur in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt Wölfe geben. Schleswig-Holstein liegt da im Mittelfeld der Flächenländer zwischen Sachsen und Niedersachsen, aber welchen Leser kümmern schon Zahlen? 
  • Auch mit den Pferden ist das so eine Sache. Zwar wurde der Wolf in S-H bei bisherigen Vorfällen mit Pferden aus Mangel an Beweisen freigesprochen, aber das war im Einzelfall nicht immer plausibel, wenn z.B. gar nicht erst eine Genetikprobe genommen wurde. Der Blick über den Tellerrand des eigenen Bundeslandes scheint getrübt. So gab es in den letzten fünf Jahren bundesweit über 50 Vorkommnisse mit Pferden, bei denen der Wolf nachgewiesen wurde oder nicht ausgeschlossen werden konnte. Das betraf keineswegs nur Ponys oder Fohlen, sondern in der Hälfte der Fälle Großpferde.
  • Die Weisheit von der Wehrhaftigkeit der Pferde beschränkt sich, wie auch bei Rindern, auf wenige Ausnahmen. Auch diese Erkenntnis sollte sich langsam bis in den hohen Norden herumgesprochen haben. 
  • Das Wissen der Wölfe ist eine besondere Sache. Sie haben sogar einen Spannungsprüfer mit Fernwirkung, denn sie bemerken schon aus mehreren Metern Entfernung, dass Strom auf einem Elektrozaun ist. Die nachhaltige Wirkung der Stromdrähte steht einer ausreichenden Zahl von Rissen gegenüber, bei denen Wölfe eben diese Zäune erfolgreich überwunden haben.

Genug des Halbwissens und der Anekdoten aus einem „Wolfsmanagement“, die Redaktion dankt dem Quickborner Tageblatt und den Eckernförder Nachrichten für die Veröffentlichung ihrer Artikel. Sie verdeutlichen in besonderer Weise, dass „Wölfe eben sehr intelligente Tiere“ sind. Das unterscheidet diese Tiere sehr wesentlich von einigen Zweibeinern, die sie zu betreuen versuchen.


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