Wolfsfreie Dörfer
Mit
diesem eigentlich selbstverständlichen Anliegen ist eine Bürgerinitiative in
Winsen/Aller angetreten, um sich nach einer Reihe von bedenklichen
Nahbegegnungen mit Wölfen und Sichtungen am hellen Tage auf den Dorfstraßen
Gehör zu verschaffen. Dies vor allem, weil in der Vergangenheit solche Meldungen
von offizieller Seite gerne abgetan oder verharmlost wurden.
Wenige Wochen nach
Gründung der BI „für wolfsfreie Dörfer“ hatte man nun zu einem ersten
Informations- und Diskussionsabend eingeladen, um das Thema gemeinsam
aufzuarbeiten. Es kamen rund 120 Bürger aus Winsen und den Nachbarkreisen, um
sich mit Fachleuten und Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft zum
Problem Wolf und Mensch auszutauschen.
Nach einleitenden
Vorträgen zur Entwicklung und Ausbreitung des Wolfes in Deutschland und der
rechtlichen Situation im Umgang mit der streng geschützten Art gab es reichlich
Zeit, in der Betroffene ihre Erlebnisse und Empfindungen schildern konnten und
dabei auch klare Forderungen zum Umgang mit Tieren ohne jede Scheu zum Ausdruck
brachten. Forderungen, die so sicher nicht einfach zu erfüllen sind, aber
Probleme die es zu lösen gilt.
Die Dringlichkeit
dieser Probleme wurde besonders dem Vertreter des Umweltministeriums, Herrn
Knorr, vor Augen geführt, der meist im Mittelpunkt der sehr kritischen aber auch
erfreulich sachlichen Fragerunde stand. Es wurde mehr als deutlich, welche
Hausaufgaben in Hannover nach einer jahrelang unkritischen „Willkommen Wolf“
Politik zu erledigen sind. Dort hatte man schlicht ignoriert, dass da wo die
Wölfe hinkommen auch Menschen leben. Der Sinneswandel in der Landeshauptstadt
ist durchaus erkennbar, aber es müssen für die Betroffenen erkennbare und
wirksame Maßnahmen folgen.
Wie groß das
gemeinsame Interesse an schnellen und konstruktiven Lösungen dokumentierte sich
auch daraus, dass noch eine Stunde nach Ende der Veranstaltung Gruppen im Saal
weiter mit den geladenen Vertretern und untereinander diskutierten, wie es denn
weitergehen solle. Der Wille zur Zusammenarbeit und ein zunehmendes
gegenseitiges Verständnis, größtes Defizit in der Vergangenheit, wurden deutlich
erkennbar. Hier waren die Gesprächspartner zusammengekommen, die als Betroffene
und Verantwortliche die Lösungen finden müssen, wenn Mensch und Wolf in dicht
besiedelter Landschaft miteinander auskommen sollen. Man konnte es auf den Punkt
bringen:
Nicht der Mensch
muss lernen mit dem Wolf zu leben,
der Wolf muss lernen
mit uns Menschen zu leben.
Nicht dabei waren
diejenigen, die sich aus der Ferne wolfsfreier Großstädte anmaßen, den
Wolfsschutz über die Belange der Landbevölkerung stellen zu müssen. Sie hatten
im Vorfeld in ihren offenen und geschlossenen Gruppen des Internets den Mund
sehr voll genommen. Einer sachlichen Auseinandersetzung im Saale ging man
ungeachtet entsprechender Ankündigungen lieber aus dem Wege.
Auch nicht dabei waren die Vertreter des Verbandes,
der sich überall dort als größter Fürsprecher und Förderer des Wolfes geriert,
wo sich mit ihm Spenden und Mitglieder einwerben lassen. Der Naturschutzbund
Deutschland unterhält in Hörweite des Versammlungsortes eine seiner größten
Einrichtungen und betreibt dort auch ein Projekt zum Wolfsmonitoring. Wenn es
aber um den realen Umgang und die Probleme mit dem Wolf geht, vermeidet man
lieber die direkte Auseinandersetzung.
Ein schwaches Bild - oder bringt der Wolf kein
Geld mehr?
Ungeachtet dieser
negativen Aspekte war es eine gelungene Veranstaltung, die vielen Betroffenen
erstmals die Möglichkeit gab, einem größeren Kreis und auch Verantwortlichen
gegenüber ihr Anliegen und ihre Probleme zu schildern. Sie sollte eine Anregung
für Bürger in anderen Landkreisen oder Regionen sein, wie man das reale und
emotionale Problem Wolf gemeinsam angehen kann.