Tag des Wolfes - Er nahm es wörtlich!
Gedenk- Welt- und Aktionstage gibt es so reichlich, dass der Kalender kaum eine Lücke lässt. Soweit jüngeren Datums, sind sie zumeist auch den wirtschaftlichen und PR-Interessen ihrer Erschaffer geschuldet. Dem oder den Betroffenen sind sie weitgehend egal, sie haben nichts davon.
So geht es wohl auch dem Tag des Wolfes, den vor einigen Jahren der NABU ins Leben rief, um an diesem 30. April die besondere Aufmerksamkeit auf seinen wirtschaftlich wertvollsten Schützling in Deutschland und die ihm gewidmeten Spendenbuttons zu lenken. Eine Inflationierung dieser Methode, indem man den Mittwoch jeder Woche zum „Mittwolf“ stilisieren wollte, verhallte weitgehend ungehört.
Regelmäßig darf die geneigte Öffentlichkeit zu diesem Tag vernehmen, wie gut es denn dem Wolf im Lande geht, wie bedroht er ist und wie schlecht es um seinen Erhaltungszustand steht. Ganz aktuell auch, dass sich die Gesellschaft noch immer über die Rückkehr des Wolfes freut und sich diese positive Grundstimmung durch Stadt und Land zieht. Dieses Ergebnis lässt sich halten, bis man in die Details der dafür durchgeführten Forsa-Umfrage geht und sich Fragestellungen und Umfragegebiete genauer ansieht. Das dabei sichtbare Nordost-Südwest Gefälle ist auch aus der aktuellenVerbreitungskarte der Wölfe in DE ablesbar. Kritisch wird es dort, wo man meint, die Grenze zwischen Stadt und Land ziehen zu müssen. Sicher ist es mühsam, Bürger in den Dörfern zu befragen, wie sie denn den Wolf (um ihre Höfe) sehen, aber die Grenze zwischen Stadt und Land bei Orten von 20.000 Einwohnern ziehen zu wollen, ist willkürlich und verhindert ein seriöses Ergebnis. Steht der Wolf in Walsrode vor dem Steakhaus, steht er in der Zeitung. Läuft er auf der Dorfstraße von X-Dorf, hat es normal zu sein. Der Bürger sieht es anders!
Betroffenheit findet dort statt, wo Menschen auch direkt mit dem Wolf zusammentreffen und mit den Folgen seiner räuberischen Lebensweise konfrontiert sind. Die Ängste und Bedenken der Menschen in Wolfsgebiete sind lange bekannt und berechtigt. Nur muss man dort danach fragen, wo er auch vorkommt.
Nun gibt es reichlich Wolfsbotschafter, die ihrem Schützling den Weg in die Köpfe der Menschen bereiten wollen, die noch nicht direkt mit ihm zu tun haben oder hatten. Vorzugsweise beginnt man mit den Kleinsten in den Kindergärten und gibt Plüschwölfe zum Kuscheln aus, die Umdeutung von Märchen inklusive. Die Propagandamaschine läuft und versucht mit schwindendem Erfolg, den Wölfen vorauszueilen - bis sie denn da sind.
Jetzt erwies sich aber erneut der Wolf selbst als sein schlechtester Botschafter überhaupt! So wurden bei Bad Wildbad im Schwarzwald pünktlich zu seinem Ehrentag mindestens 43 Schafe gerissen oder ertranken in panischer Flucht in einem nahen Bach. Das Ganze in einer vermeintlich noch wolfsfreien Region, in der selbsternannte Naturschützer jede Sichtung oder jeden Wolfshaufen noch als freudiges Ereignis feiern und dies von den Behörden mit einer separaten Pressemitteilung bedacht wird. Die Bilder des Massakers schafften es zum Feiertag bis in die überregionale Presse und führten der weniger wolfsaffinen Öffentlichkeit mehr als deutlich vor Augen, dass es so einfach nicht mit einem Großräuber in unserer Kulturlandschaft gehen kann.
Der Wolf hat sein wahres Gesicht gezeigt. Er wird es immer wieder und immer öfter tun, wenn wir Menschen nichts unternehmen, um sein Verhalten zu verändern. Wenn Nutztierschäden über Jahre deutlich schneller zunehmen als die Wolfspopulation, dann ist es der beste Nachweis dafür, dass wir kein oder nur ein sehr schlechtes „Wolfsmanagement“ haben. Es liegt nicht am Wolf, sondern an denen, die sich anmaßen es zu betreiben.
Es nützt uns nicht, wenn Wolfsbefürworter oder eine winzige Minderheit der Schafhalter meinen, man müsse nur die 2.500.000 Hektar Weideland in Deutschland wolfssicher verdrahten, dann könne man bestens mit einer doch bitte nicht zu regulierenden Wolfspopulation friedlich zusammenleben. Der Mensch, insbesondere dort, wo er Weidetiere hält, hat noch nie in Frieden mit dem Wolf gelebt. Das müssen auch die begreifen, für die unsere Natur nur aus dem Wolf und seinem Futter zu bestehen scheint.