VERTRAUEN VERSPIELT !

oder auch:

Was man der (Land)bevölkerung als Wolfsmanagement verkaufen möchte

Der Wolf ist ein scheues Tier, auch wenn er da ist, sieht man ihn höchst selten und man möge es als besonderes Glück betrachten, wenn man ihm in freier Natur begegnen darf. So und ähnlich wird es der Bevölkerung nicht nur in der Lausitz seit Jahren vorgebetet, wann immer das offizielle Wolfsmanagement dafür Anlass oder Gelegenheit sieht. Dass die Wölfe nicht nur hier regelmäßig um und durch die Dörfer streifen und inzwischen regelmäßig in den Ortslagen Nutztiere reißen, haben die Anwohner im Gegensatz zu den dafür Verantwortlichen inzwischen verinnerlicht. In den Dörfern des Lausitzer Wolfsgebietes ist die Stimmung entsprechend. Eine Gewöhnung tritt dabei nicht ein und die Wölfe zeigen, dass sie durchaus noch steigerungsfähig sind:

Diese Geschichte hätte nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt, wäre nicht ein Video in Umlauf gelangt, welches zwei völlig respektlose Wölfe zeigt, die sich trotz Maschinenlärms zwei Revierjägern und ihrem Auto bis auf wenige Meter nähern und sich sogar an deren Ausrüstung zu schaffen machen. Scheu sieht anders aus! LINK

Grund genug für das Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ am 28.09.2017 dazu in einer Presseinformation die offizielle Lesart dieses Vorfalles bekanntzugeben. LINK

Der Inhalt dieser „Information“ ist dabei etwas genauer zu hinterfragen, denn ganz so kann es wohl nicht gewesen sein:

-… gab es in letzter Zeit Fälle… , also wusste man bereits vor besagtem Video, dass dort im Milkeler Wolfsrevier etwas aus dem Ruder lief. Recherchen ergaben, dass dies auch bereits seit Wochen aktenkundig war. Man hatte es aber nicht zum Anlass genommen, die umliegenden Gemeinden oder gar die Bevölkerung insgesamt darüber zu informieren.

-… die aktuell 5 Monate alten Welpen sind in dem Video urplötzlich gealtert. Das sind keine kleinen süßen Racker, die da vor der Kamera herumspielen. Es sind körperlich ausgewachsene Jährlingswölfe, denen man durchaus etwas Respekt entgegenbringen sollte. Einschlägiges Filmmaterial zur Fortbildung der Verfasser dieser Presseinformation befindet sich ausreichend im Umlauf.

-Wenn im Folgetext über die Gewöhnung von Wolfswelpen an die Nähe des Menschen philosophiert wird, so wäre bitte klarzustellen, dass auch in der relativ dünn besiedelten Lausitz der ständige Kontakt der Wölfe mit menschlichen Strukturen, seinen Aktivitäten und seinem Geruch nicht vermeidbar ist. Die Wölfe haben über mehrere Generationen gelernt, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht und handeln danach. Ohne einschlägig negative Erfahrungen werden sie ihr Verhalten auch nicht ändern.

In den bisher aus diesem Bereich bekannten Fällen waren es Erwachsene, die bei ihrer Arbeit auf die Wölfe trafen und auch die Möglichkeit hatten, sich bei Bedarf in ihre Autos zurückzuziehen. Im Frühherbst haben aber nicht nur Nutztierrisse Hochsaison, auch die, man muss es so sagen „ahnungslose Stadtbevölkerung“ zieht mit Kind und Kegel möglichst noch mit Hund in die Pilze, ohne im Geringsten zu ahnen, ob und wo sich die zahlreichen Wolfsrudel in der Lausitz herumtreiben. Im Zusammenhang mit solchen Ausflügen über die Risiken und Nebenwirkungen zu schreiben, riefe gleich wieder die Verfechter des „Rotkäppchen lügt“ auf den Plan, aber es sollte dazu eine ganz nüchterne Überlegung geben:

Das Kontaktbüro zeichnet für die Öffentlichkeitsarbeit des Freistaates Sachsen in Sachen Wolf verantwortlich. Das lässt man sich deutlich mehr kosten, als mancher Bürger verstehen kann oder will. Nehmen diese Mitarbeiter ihre Aufgabe auch so wahr, dass sie zu jeder Zeit auch Dienststellen und Behörden im Wolfsgebiet informieren, die am Ende die Verantwortung für die Sicherheit der Bürger tragen? Man sollte einmal die zuständige Verwaltung und die Polizei rund um das Milkeler Rudel fragen, ob es das Kontaktbüro vor Erscheinen des Videos und inzwischen mehrerer Zeitungsartikel für erforderlich gehalten hat, ihnen zeitnah entsprechende Informationen zu geben. Frei nach dem Motto „Bis jetzt ist alles gutgegangen!“ mauschelt man weiter, versucht fröhlich, Dinge unter den Teppich zu kehren und ist sich sicher, im Fall X nicht persönlich die Verantwortung zu tragen. Danach sollten auch diejenigen fragen, die hinterher die politische Verantwortung für die Folgen eines Experimentes zu tragen haben, welches es so noch nicht in einer dicht besiedelten Kulturlandschaft gegeben hat.

Was darf man als Bürger in angestammten und zukünftigen Wolfsgebieten daraus lernen? Sicher mag es dem offiziellen Wolfsmonitoring helfen, wenn Sichtungen und Vorkommnisse den offiziellen Stellen gemeldet werden. Nur trägt das, wie gerade wieder gelernt, nicht zur Information des betroffenen und/oder interessierten Bürgers bei, weil besonders bei unangenehmen Nachrichten offenkundig kein Interesse besteht, dass diese an die Öffentlichkeit gelangen. Dies erklärt den Erfolg und die Aktualität einschlägiger Foren bei facebook und anderswo, die regelmäßig dazu beitragen dass wer es wissen möchte auch zeitnah erfahren kann, was da draußen rund um Isegrim geschieht. Nicht alles, was dort geschrieben und berichtet wird, ist von gleichbleibender Qualität, aber dafür setzt sich jeder Schreiber auch umgehend den Kommentaren und der Kritik der Nutzer aus.

Das bessere Monitoring macht die Landbevölkerung - alleine man glaubt ihr nicht!

Denen, die dafür aus Steuermitteln bezahlt werden, mag man nicht mehr vertrauen.