Videobeweis für Wolfsnachwuchs
- Wisconsins Wölfe in der Lausitz
Ein kleiner Internetfilm von 45 Sekunden schlägt im Netz Wellen. Es sind in der Tat beeindruckende Aufnahmen eines Wolfsrudels, die da dem glücklichen Betreiber einer Wildkamera gelungen sind. Völlig vertraut defilieren die Wölfe an der Kamera vorbei. Man hört das Laub rascheln. Das Herz des Wolfsfreundes schlägt höher. Bei genauer Betrachtung einzelner Wölfe in diesem Rudel können dem Beobachter aber hinsichtlich der Fellzeichnung bereits Zweifel kommen.
Diese Wellen haben inzwischen auch die sächsische Lokalpresse erreicht, die sich des Themas annahm und die dafür in Sachsen zuständigen Fachleute befragte. Dort war man ungeachtet aller zuvor geäußerten Zweifel begeistert von diesem sozusagen unverschuldeten Erfolg des sächsischen Wolfsmonitorings. Sicher ist es verständlich, wenn man im Wolfsbüro Quellen nicht preisgeben möchte oder darf, aber wenn es heißt (Zitat): „Es gibt eine vertrauenswürdige Meldekette.“ und überdies bestätigt, dass man den Standort der Kamera kenne, dann sind folgende Feststellungen im Nachhinein mehr als peinlich:
- Der Eigentümer der Kamera wohnt im US-Bundesstaat Wisconsin. Er dürfte keine Veranlassung haben, diese in den Königshainer Bergen aufzuhängen, um den Film in den USA bei facebook zu posten.
- Der Film wurde dort bereits am 11.12.2016 eingestellt
An dieser Stelle ist zu hinterfragen, wem denn bitte im Freistaat Sachsen, der sich ein eigenes Wolfsbüro leistet, Presse und Bürger vertrauen sollen, wenn es um harte Fakten zum Wolf, wie hier einen Reproduktionsnachweis geht. Wenn es um das Hohelied des Wolfes geht, erfüllt das Kontaktbüro in Rietschen eine staatliche Propagandaaufgabe. Die erfüllt es so gut, dass dies in Sachsen schon keiner mehr hören will. Wenn aber mit Hilfe des LUPUS-Institutes dann amerikanische Wolfsrudel via facebook in die Königshainer Berge gebeamt werden (glücklicherweise nur virtuell), dann begibt sich das sächsische Wolfsmonitoring in das postfaktische Zeitalter. Zu hinterfragen ist natürlich auch das Verhalten dessen, der dieses Filmchen unter neuem Namen in Umlauf gebracht hat. Das mit den Rechten sollte der selbst ausmachen, aber es hat uns allen vor Augen geführt, wie wir mit Meldungen aus welcher Quelle umgehen sollten.
Der Artikel der SZ steht nicht mehr im Netz zur Verfügung.
Die Ähnlichkeit der Bilder ist nicht zufällig.