Gefährliche Füchse – rätselhaftes Rissgeschehen

Wenn Fuchs in Mode kommt, mag es den Kürschner freuen. Was aber seit gut einem Jahr in den Risslisten einiger Bundesländer zu beobachten ist, lässt in Bezug auf Wolfsrisse an Nutztieren an Sorgfalt und Ernsthaftigkeit bei Rissaufnahme und Bewertung zweifeln. Kein Zweifel besteht darüber, dass der Fuchs zusammen mit Kolkraben und Krähen der häufigste Nachnutzer von Rissen und anderweitig verendeten Tieren ist. Das gilt für Wild- wie Weidetiere. Sobald der Wolf den Ort des Geschehens verlassen hat, sind diese Profiteure zu Stelle, um sich ihren Anteil zu sichern.

In der Natur hat es sein Gutes, wenn Kadaver schnell von Aasfressern entsorgt werden.Dafür verlangt es bei der Beurteilung eines Risses Sachkenntnis und Erfahrung, Todesursache und Nachnutzung sauber voneinander zu trennen. Dort, wo der Wolf die Vorarbeit geleistet hat, ist das Buffett gerichtet und die Spuren des eigentlichen Verursachers sind schnell aufgefressen. Gerade der vielgepriesene DNA-Nachweis des „Täters“ stößt hier schnell an seine Grenzen, wenn die Proben an nachgenutzten Rissen nicht sehr sorgfältig genommen werden, um dann im Zusammenhang mit dem kompletten Rissbild bewertet zu werden. Eine weitere „Verleitfährte“ in diesem Zusammenhang ist der DNA-Befund „Hund“, denn fast alle Weidetierhalter sind auf ihren Koppeln mit ihren Haus- oder Hütehunden unterwegs, die dann als erste den Riss finden und beschnüffeln oder belecken, weil das ihnen vertraute Schaf einfach nicht aufstehen will – schon hat der Verursacher ein Alibi, wenn man sich nur auf die Genetik verlassen will, was mangels Sachkenntnis, immer noch in einigen Bundesländern für den Wolfsnachweis Bedingung ist.

Erstaunlicherweise war all das in der Vergangenheit auch in den Ausbreitungsgebieten des Wolfes, wo in der Rissaufnahme keine große Erfahrung vorliegen konnte, noch kein Problem. Sucht man in den verfügbaren Risslisten der Vorjahre nach den Verursachern „Fuchs“ oder „Hund“, wird man nur selten fündig. Unbestritten ist dabei, dass der Fuchsbestand in Deutschland im Gegensatz zu dem des Wolfes einigermaßen konstant sein dürfte und dass Verluste von Weidetieren durch Füchse vor dem Wolf keine Rolle spielten. Verletzungen oder Tod von Weidetieren durch Hunde enden sehr selten damit, dass auch gefressen wurde. Fehlen von einem Riss geschätzte 30 kg Fleisch und als Verursacher wird ein Hund angegeben, darf die Frage nach Fachkenntnis und/oder Neutralität der handelnden Personen gestellt werden.

Auffällige Ergebnisse aus den Risslisten der beiden letzten Jahren gibt es

HESSEN meldet aus 2019 und 20 bis heute 17 Fälle mit Kälbern, von denen 3 dem Wolf zugeschrieben werden, dafür aber 9 x „Fuchs“ festgestellt wurde. Im gleichen Zeitraum wurden auch zwei Nandus von Füchsen erbeutet. Diese Laufvögel wiegen ausgewachsen über 20 kg.

SACHSEN trägt zum Thema in den letzten beiden Jahren drei Bennett-Kängurus, ein Kalb und drei Strauße als vom Fuchs gerissen bei. Ein ausgewachsener Strauß wiegt ca. 100 kg. Ein starker Fuchsrüde wiegt selten über 8 kg. Offiziell haben Wölfe dort bisher keinen Strauß gerissen.

SCHLESWIG-HOLSTEIN mag seit einiger Zeit die betroffenen Weidetierarten nicht mehr unterscheiden, aber bei zwei Rissen in diesem Jahr waren es mindestens einmal zwei Kälber mit dem Verursacher „Fuchs“ und einmal Mutterkuh und Kalb, die von einem Fuchs gerissen worden sein sollen.

THÜRINGEN wird von diesem Phänomen nicht verschont! Nach einem „fuchsfreien“ 2019 werden in den ersten 5 Monaten 2020 plötzlich 6 Kälber von Füchsen gerissen. Ist der neue Wolfsrüde ein Kälberfresser? Zur Beruhigung: Seit Juni scheint diese Seuche wieder vorbei zu sein.

Einige Bundesländer entziehen sich dieser Kritik, indem es in den Risslisten lapidar heißt „andere Todesursache“, ohne dass diese angegeben wird. Geschieht das nicht, darf man sich im Blick auf das Gesamtgeschehen seinen Teil denken.

Sicher kommt es vor, dass Lämmer oder einzelne Schafe von einem Fuchs gerissen werden. Passiert das aber, wie in Sachsen binnen einer Woche vier Mal in drei Landkreisen und danach nicht wieder, mag man nicht mehr an den Zufall glauben.

Wenn bei den ersten 20 Rissen in 2020 in Thüringen die Erstbegutachtung „kein Wolf“ ergibt, nachdem im Vorjahr von 122 Rissen 91 als vom Wolf verursacht dokumentiert wurden, riecht es nach einer Direktive alter Schule. Ausbildungsstand und Hintergrund derer, die solche Ergebnisse verursachen, sind bitte auf Fachkenntnis, Eignung für ihre Tätigkeit und ideologischen Hintergrund zu überprüfen. Unabdingbar ist absolute Neutralität der damit betrauten Personen, denn die Ergebnisse entscheiden über die möglichen Ansprüche Betroffener und ggf. Entscheidungen der Verwaltung, ob wegen eines Rissgeschehens Managementmaßnahmen erforderlich sind.

Wer diese Aufgabe, in vielen Bundesländern ehrenamtlich, übernimmt, hat sich dieser Verantwortung bewusst zu sein. Das gilt in besonderem Maße für diejenigen, die sich aus ihrer besonderen Zuneigung zum Wolf heraus dieser Aufgabe widmen.

Wer in der Wolfsbürokratie und bei den ihr dienenden Vereinen meint, mit zweifelhaften oder erkennbar falschen Befunden dem Wolf und seiner Akzeptanz bei der betroffenen Bevölkerung zu nützen, ist schlicht auf dem Holzweg. Die Tierhalter fragen sich inzwischen, welches das größere Problem ist, der Wolf, seine Unterstützer oder die davon lebende Bürokratie. Bei Ehrlichkeit, Transparenz und konsequentem Umgang mit dem Wolf wäre Isegrim das kleinere Übel.