Gedanken zum Thema Herdenschutzhunde

These:

Der Herdenschutzhund wird im Idealfall im Umfeld der zu schützenden Herde geworfen, wächst in ihr auf und schützt oder verteidigt sie als sein Rudel.

So ist es in einer Vielzahl von Publikationen mit mehr oder weniger wirtschaftlichem Interesse am Thema zu lesen. Gegenrede ist nur spärlich zu vernehmen.

Antithese:

Der Einsatz von Hunden mit einer durch ihre Aufgabenstellung erforderlichen Verteidigungsbereitschaft und Aggressivität ist in regelmäßig mehrfach genutzter Landschaft = Landwirtschaft +Freizeit + Tourismus stark risikobehaftet und einer unkundigen (Stadt-)bevölkerung, für die ein in der Öffentlichkeit knurrender Hund nach behördlichem Befund bereits ein Kampfhund ist, nicht vermittelbar. Der Aufwand, solche Hunde in diese sehr komplexe Arbeitswelt einzuarbeiten, ist mit der Ausbildung von Blindenhunden vergleichbar und für Landwirte neben der Weidehaltung ihrer Nutztiere nicht leistbar. Die Wirksamkeitvon HSH hängt weiterhin sehr stark von der eingesetzten Anzahl und dem Auftreten von Einzelwölfen oder Rudeln ab.

Geschichtliches:

Der Herdenschutzhund hat auch heute noch überall da seinen Platz, wo über Generationen Weidehaltung im Offenland in Verbreitungsgebieten der Großprädatoren Bär, Wolf und Luchs stattfindet - traditionell in Europa in der gesamten Balkanregion. In diesem Gebiet ist insbesondere im Bezug auf den Wolf, dies ungeachtet aller neu eingeführten Schutzbestimmungen der EU, ein sehr pragmatischer Umgang mit Isegrim üblich – richtet er Schaden an, gibt es die Kugel! Abzulesen aus den konstanten Beständen des Wolfes in diesen Ländern. Die von diesen Hunden ausgehenden Risiken sind der dort lebenden Bevölkerung bekannt. Richtet der HSH Schaden an, gibt es ebenso – die Kugel.

Aktuelles:

Die Auswahl der Herdenschutzhunde in ihren traditionellen Anwendungsgebieten des Balkans verläuft häufig nach dem Prinzip, dass Hunde, die in der Dorfgemeinschaft nicht sozialisierbar sind, als HSH eingesetzt (verheizt) werden. Häufig werden diese Hunde auch nicht regelmäßig gefüttert und deren Wilderei geduldet, solange sie sich nicht am zu hütenden Weidevieh vergreifen. Kinder von Traurigkeit dürfen diese Köter nicht sein, wollen sie denn überleben. Die illegal aus Rumänien importierten Exemplare vermitteln einen realistischen Eindruck. Die diesen Hunden von der dortigen Bevölkerung erbrachte Wertschätzung ist minimal. Der erfolgreiche Einsatz von HSH ist schwer nachweisbar, da eine erfolgreiche Abschreckung von Wölfen auch vom Schafshalter nicht unbedingt bemerkt wird. Negativbeispiele sind bekannt und teilweise spektakulär – siehe Frankreich in diesem Jahr (LINK). Das Original aus Frankreich gibt es hier. Selbstverständlich wurde dem Schafs-/Hundehalter später von interessierten Kreisen attestiert, das der Verlust seiner Hunde ausschließlich im fehlerhafte Einsatz begründet war. Überdies war der Geschädigte bereits medial „vorbestraft“.

Eindruck:

Ein Herdenschutzhund (HSH) muss in seiner Gestalt beeindruckend sein, um nicht in die Defensive zu geraten. Er soll sich auch gegenüber einem Wolfsrudel Respekt verschaffen und Konflikte territorial vermeiden, bevor es zu Kämpfen kommt, da diese nicht verletzungs- oder verlustfrei abgehen können. Er hat nichts gemein mit dem Hütehund, der klein schnell und wendig eine Herde lenken kann. Seine Aufgabe ist die ultimative Bedrohung gegenüber allem Fremden, was sich „seiner“ Herde entgegenstellt. Daraus resultiert in unserer heute überall mehrfach genutzten Landschaft der

Konflikt:

Ungeachtet aller hochtrabenden Abrichtungsbemühungen wirtschaftlich interessierter Hundezüchter wird ein charakterfester HSH immer jeden sein Territorium verletzenden Eindringling, ungeachtet, ob Zwei- oder Vierbeiner, nach Hundeart deutlich erkennbar abweisen. Dies ist ein Verhalten, welches dem unbedarften Ausflügler weder bekannt noch vermittelbar sein kann. Er wird verängstigt die Region verlassen oder – weit schlimmer – Verletzungen aus dem Konflikt davontragen. Der zu erwartende wirtschaftliche Schaden durch das Wegbleiben von Ausflüglern und Feriengästen in dieser Region wirddeutlich höher sein,als die ‚Futterrechnung‘ der Wölfe ohne diesen Herdenschutz.

Folgerung des Unbedarften:

Der HSH stellt zwar für interessierte Hundezüchter ein durchaus lukratives Geschäftsmodell dar. Alleine seine Anwendbarkeit in mehrfach genutzten Landschaften mit hoher Freizeitnutzung, die den überwiegenden Teil der Schafshaltungsgebiete in Deutschland repräsentieren, ist bisher jeden Beweis ihres Wertes schuldig geblieben. Die negativen Folgen des zwingend erforderlichen aggressiven Verhaltens dieser Hunde haben dafür bereits mehrfach für erhebliche Konflikte in ihrem Umfeld verursacht.

DRUCKVERSION


HOME