Maulkörbe sind …
weder kleidsam, noch tierschutzgerecht, noch demokratisch, wo auch immer man sie einsetzt, zeugen sie von der Erfolglosigkeit vorangegangenen Bemühens.
Mag es physisch bei einem Hund, der mangels Erziehung oder Sozialisierung eine Gefahr für seine Umgebung darstellt, noch zeitweilig gerechtfertigt sein, wird es im übertragenen Sinne gesellschaftlich unerträglich, wenn damit politisch/ideologische Absichten verfolgt werden.
Eben diese politisch/ideologischen Maulkörbe sind eine keineswegs schutzwürdige, sondern eher eine invasive Art, die sich überall da gern breitmacht, wo es um den Umgang mit konfliktträchtigen Themen geht.
Beim Thema Wolf ist das sicher der Fall. Das bekommen alle zu spüren, die sich egal aus welcher Sicht oder Motivation, in diesem Bereich engagieren. Die Randerscheinungen des Meinungsspektrums sorgen Dank „sozialer“ Medien dafür, dass der Wolf ein Konfliktthema per se bleibt.
Es gab bereits einen Versuch, bei dem der vor zwei Jahren noch amtierende Umweltminister nach einer teils öffentlich geführten, sehr harten Auseinandersetzung den Rückzieher machte. Ein damals unverblümter Entwurf eines Maulkorberlasses für die Wolfsberater in Niedersachsen scheiterte am Widerstand verantwortlicher Ehrenamtler. Der neue Minister versprach mehrfach, dass es so etwas unter seiner Verantwortung nicht geben werde.
Alleine, Absicht und Versuch gerieten in seinem Ministerium nicht in Vergessenheit. So erlebt dieser Maulkorb (LINK), um das ehrenamtliche Personal „auf Linie“ zu bringen, jetzt seine Wiederbelebung. Aufmerksame Wolfsberater in Niedersachsen machten dies öffentlich, weil sie sich mit dem im Text formulierten Diktat eines Maulkorbes nicht identifizieren wollten. Verweigern diese Wolfsberater hier den Gehorsam, anders kann man es nicht bezeichnen, wird ein bisher dort auf frei zugänglichen Flächen gutes Monitoring kaum noch leistbar sein.
Sicher ist es selbstverständlich, wenn ein Arbeitgeber von seinen Mitarbeitern Loyalität erwartet. Geht es um ehrenamtliches Engagement, darf man von einem gemeinsamen Interesse ausgehen. Wer wird sonst ein Ehrenamt annehmen? Wird an dieser Stelle aus heiterem Himmel Loyalität eingefordert, ist nach den Gründen zu fragen.
Wer als Ehrenamtlicher lesen darf, Zitat: „Um Ihnen künftig die Möglichkeit zu geben, Ihre Arbeit zu reflektieren, zu beenden oder wieder neu zu beginnen, wird das Ehrenamt zukünftig begrenzt.“ Nach Ablauf von zwei Jahren soll dann „über eine neue Berufung entschieden werden.“ Wird nicht erst nach dieser Zeit über sein Engagement nachdenken.
Was dann folgt, ist eine ausführliche Tätigkeitsbeschreibung, in der immerhin zugesichert wird, dass dem Wolfsberater für die Teilnahme an angebotenen Fortbildungen keine Teilnahmegebühren entstehen - gnädig.
Dass aber ein Wolfsberater bei einer Rissbegutachtung, Zitat: „eine Vorwegnahme der Verursacherschaft sowie deren Wahrscheinlichkeit zu unterlassen“ habe, und persönliche Meinungen und Interpretationen zu vermeiden seien, erlaubt die Fragestellung, was man denn im Ministerium unter einer Rissbegutachtung versteht.
Ja, der Wolfsberater soll Ansprechpartner für die Öffentlichkeit in Wolfsfragen sein und Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Wunderbar, aber was ist bitte, wenn Bürger Fragen zum Verhalten von Wölfen haben? Dazu heißt es: „Wolfsberaterinnen und Wolfsberater nehmen keine Beurteilung von Wolfsverhaltensweisen bezüglich Gefährlichkeit und Handlungsrelevanz vor.“ Was soll dieser Wolfsberater den Dorfbewohnern und Eltern kleiner Kinder sagen, wo der Wolf am hellen Tag um die Häuser streift?
DER TUT DOCH NIX!
Nein armes Niedersachsen, mit solchen Versuchen wird das, was da „Wolfsmanagement“ genannt wird, nie seinen Namen verdienen. Was in Niedersachsen gesucht wird, sind nicht Wolfsberater, sondern Wolfsbotschafter, die mit Plüschwölfen in die Grundschulen ziehen und fröhliche Wolfslieder singen. Wenn sie dann zu einem Riss gerufen werden, wird bitte zuerst Höhe und Beschaffenheit des Zaunes kontrolliert, bei der Qualität genommener Genetikproben lässt es dann schon etwas nach.
Man ist aber bereits auf dem richtigen Weg, neue und vor allem loyale Wolfsb (?) zu berufen. So war kürzlich von der Berufung eines Herdenschutzaktivisten zu lesen, der gleichzeitig auch in einen Verein für den Wolfsschutz aufgenommen wurde, dessen Führung sich vor allem die Verunglimpfung betroffener Schäfer und die Kriminalisierung der Jägerschaft auf die Fahnen geschrieben hat. Deren Auftritt in den sozialen Medien deutet nicht darauf hin, dass man „die Rückkehr des Wolfes beobachten und sachlich begleiten will“, wie es im Brief so hübsch beschrieben wird.
Am Ende bleibt auch die Frage, ob sich der Herr Minister nicht mehr an seine Worte erinnern kann oder ob er in Sachen Wolf überhaupt Herr im eigenen Haus ist.