WIE VIELE SIND ES DENN?

Seit es in Deutschland wieder Wölfe gibt, ist ihr Gesamtbestand auch ein hartnäckiges Streitthema.

Dabei sind Art der Angabe, Rechenarten und Aktualität so unterschiedlich wie die Ergebnisse, die dabei an die Öffentlichkeit gelangen. Von offizieller Seite gibt es alljährlich um diese Zeit die Ergebnisse des im April abgelaufenen Monitoringjahres, welche nach Erfahrung der letzten Jahre in den folgenden Monaten noch kräftig nach oben korrigiert werden müssen. Deshalb sollte man sie für einen echten Vergleich nicht zu früh heranziehen. Bei diesen Ergebnissen beschränkte man sich bisher tunlichst auf die Angabe von Rudeln, Paaren und territorialen Einzeltieren, deren Existenz selbstverständlich bestätigt sein musste.

Wer mehr wissen möchte, muss intensiv danach suchen und die Einzelergebnisse zusammentragen. Bis Wölfe, die in freier Natur leben, im Monitoring bestätigt werden und dann in einem solchen Bericht enthalten sind, vergehen eineinhalb Jahre. Will man mit validen Ergebnissen des Monitorings umgehen, sollte man die Zahlen des vorangegangenen Monitoringjahres 2015/16 verwenden, dies sind die letzten offiziell bestätigten Zahlen, die voraussichtlich keiner größeren Korrektur mehr bedürfen. Die jüngsten darin erfassten Tiere sind die Welpen des Jahres 2015, die bereits im letzten Winter die Rudel als heute zweijährige Wanderwölfe verlassen haben. Daran sollte man denken, wenn solche Zahlen verwendet werden. Offizielle Angaben zu einer auch nur geschätzten Gesamtzahl der Wölfe in Deutschland hat es bis heute nicht gegeben.

Als inzwischen ältester Text findet sich hier in der Wolfszone ein Aufsatz mit dem Titel POPULATIONSDYNAMIK, der sich mit dem schon von vier Jahren bestehenden Streit um diese Zahlen befasste. Neben einem Vergleich der unterschiedlichen Quellen zum Wachstum einer sich ausbreitenden Wolfspopulation enthielt er eine Modellrechnung mit dem Versuch, das Wachstum der Population für die folgenden 10 Jahre vorherzusagen. Zur Vereinfachung ist die Tabelle hier unverändert eingefügt:

Für diese vermeintlich phantastischen Zahlen gab es seinerzeit reichlich Schelte von einigen „Wolfsexperten“. Im Vergleich zu den dafür verwendeten Quellen waren diese Zahlen moderat.

Modellrechnungen machen nur dann Sinn, wenn man die dabei genutzten Werte später hinterfragt und, wenn möglich, mit ermittelten Daten aus der Realität vergleicht. Mit den jetzt für jedes Monitoringjahr einzeln veröffentlichten Daten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gibt es jetzt eine solche Quelle, die zumindest bis zum Jahr 2015/16 dafür valide Daten liefert. Stellt man diese Daten für mehrere Jahre zusammen, ergibt sich die folgende Tabelle:

Nimmt man daraus die durchschnittlichen Zuwachsraten der letzten 3 Jahre, so ergibt sich für den Zeitraum bis 2022/23 folgendes Bild:

Wer an dieser Rechenart kritisieren möchte, dass in der Tabelle keine Sterblichkeit als begrenzender Faktor eingerechnet sei, beachte bitte, dass sich die Zuwachsraten aus den jährlichen Zahlen der DBBW errechnen, die auf nachgewiesenen Tieren bzw. Vorkommen basieren. Sie schließen also die Sterblichkeit insgesamt bereits ein.

Soviel zu den phantastischen Zahlen von 2013, die sich heute mit minimalen Abweichungen bestätigen lassen. Der Trend in Zunahme und Ausbreitung der Wolfspopulation in Deutschland ist ungebrochen. Die Wölfe treffen in neuen Revieren auf eine gute Nahrungsgrundlage. Sie lernen immer besser, mit der Nähe des Menschen umzugehen und reißen, ungeachtet immer weiter ausgebauten Herdenschutzes immer mehr Nutztiere. Das, was in den meisten Bundesländern der betroffenen Landbevölkerung als Wolfsmanagement verkauft wird, kostet viel Geld und zeigt keine nachhaltige Wirkung. Ebenso wenig nachgewiesen ist die positive Wirkung des Wolfes auf die Natur in unserer Kulturlandschaft.

Das Bundesamt für Naturschutz propagiert seit dem Jahr 2009 anhand einer fachlich zweifelhaften Studie in Deutschland Raum für 440 Wolfsrudel. Dieser Wert wird in 5 Jahren überschritten sein, wenn sich nicht aus unerklärlichen Gründen der bestehende Trend deutlich verändert oder der Mensch ebenso deutlich in die Wolfspopulation eingreift. Wann und wie das zu geschehen hat, darüber müssen sich die bald frisch gewählten Volksvertreter Gedanken machen. Sie sollten sich auch Gedanken darüber machen, ob sie sich dabei von den Verbänden und Organisationen beraten lassen, die das Geschehen bisher erfolgreich vernebeln und am Ende keine Verantwortung für die Folgen ihres Tuns übernehmen werden.