Aus den Frankfurter Rundschau v. 10.01.2014

Zugegeben, ein zerschossener Wolfskadaver zu Weihnachten auf der Piazza einer toskanischen Kleinstadt ist nicht die feine Art, auch im Umfeld eines Kurortes ist er keine Zierde.

Doch was geschieht dort in Italien, wo der Wolf den gleichen Schutzstatus genießt wie in Deutschland? Dabei erreicht er dort bei weitem nicht die für Deutschland dokumentierten Vermehrungsraten, wie sich aus den Bestandsmeldungen (so diese korrekt sind) der letzten Jahre ablesen lässt. Die schlichte Antwort ist in einer Landbevölkerung zu suchen, die mit den Konsequenzen eines strikten Wolfsschutzes alleine gelassen wird und wie der genannte Schafzüchter zur nicht legalen Selbsthilfe greift. Die Wirksamkeit dieser Selbsthilfe zeigt sich in der durchaus realistisches Einschätzung eines Schwundes von 20 % pro Jahr in der Population, was zwar ihr Wachstum verlangsamt, aber den Bestand kaum gefährden wird.

Hier bestätigen sich die Thesen der IUCN im Manifest zum Schutz des Wolfes und der LCIE zur letalen Kontrolle von Großprädatoren. In beiden Papieren wird explizit die Einbeziehung der ländlichen Bevölkerung, die Kontrolle von Wolfsbeständen in Gebieten von landwirtschaftlicher Bedeutung und auch die Legalisierung der Bejagung eines nicht gefährdeten Bestandes gefordert. Beide Organisationen, fest im Natur- und Artenschutz verwurzelt, weisen darauf hin, dass diese Maßnahmen eine Grundvoraussetzung für die Akzeptanz u.a. des Wolfes sind. Wo keine legale Bejagung möglich ist, geht man fest von illegaler Selbsthilfe der Tierzüchter und Wilderei aus. Die fehlende Akzeptanz der großen Beutegreifer in der betroffenen Landbevölkerung wird von 95 % der Experten in der EU als deren größte Gefährdung angesehen (EU Workshop in Large Carnivores, Brüssel, 25. Januar 2013).

Mitverfasser beider zitierten Papiere ist Herr Prof. Luigi Boitani, der dabei wohl auch seine eigenen Landsleute richtig eingeschätzt hat. Nur hat er leider nicht dafür sorgen können, dass diese hehren Leitsätze in seiner Heimat umgesetzt werden. Die Folgen jetzt zu beklagen, steht besonders den Naturschutzverbänden nicht zu, die dieses mit verhindert haben, nicht zuletzt, um den Wolf als Werbeträger und Spendensammler zu missbrauchen.

Die von WWF inszenierte Ablenkung, dass die Nutztierverluste meist nicht auf Wölfe, sondern auf verwilderte Haushunde zurückzuführen seien, erinnert stark an Argumentationen hier in Deutschland, wo es im Zweifel eben nicht der Wolf war.

Wer aus einem Bestand von Wölfen und verwilderten Haushunden die Hybriden herausfangen möchte, um sie dann kastriert im Tierheim zu internieren, dem sei nur viel Glück zu wünschen. Möge er dabei aber bitte nicht so viel EU-Geld ausgeben – es ist auch unseres.

Es bleibt zu hoffen, dass die Leitsätze von IUCN und LCIE Eingang in unsere Schutzvorschriften finden, bevor Hitzköpfe in Deutschland zur „italienischen Lösung“ schreiten.

Dank an die FR für diesen sehr informativen Artikel, der deutlich aufzeigt, wie eine Landbevölkerung mit überzogenem Wolfsschutz umgeht, die im Ernstfall nicht bereit ist, ihre persönlichen Interessen einem von oben verordneten Artenschutz zu opfern.