SCHWACHSTELLE WOLF

Man sollte meinen, dass in dem Bundesland, wo im Jahr 2000 die erste Reproduktion seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland nachgewiesen wurde, welches sich als eines der ersten 2009 einen „Wolfsmanagementplan“ zulegte, und wo nicht zuletzt mit der DBBW die geballte Kompetenz in Sachen Wolf angesiedelt sein sollte, der Umgang mit dem Wolf zur Routine geworden ist.

Mitnichten!

Der Wolfsbestand in Sachsen wächst weiter ungebremst an. Er erreicht regional von den „Experten“ eine nie für möglich gehaltene Dichte. Die ist inzwischen besonders in der Lausitz so hoch, dass, dass die vom Freistaat mit dem Monitoring beauftragte Firma allem Anschein nach den Überblick verloren hat. Zumindest ist man nicht mehr bereit oder in der Lage, der interessierten Öffentlichkeit darüber aktuelle Informationen zukommen zu lassen. Dabei erfreuen sich laut Monitoring erloschene Wolfsrudel nach Beobachtungen der örtlichen Bevölkerung bester Gesundheit und zahlreichen Nachwuchses.

Dass Rissgeschehen bei Nutztieren folgt der Bestandsentwicklung. Nach stagnierenden bzw. moderat ansteigenden Zahlen in 2020 und 2021 folgte ein bis dahin kaum vorstellbares Rekordjahr 2022 mit 189 Wolfsrissen (+56 %) und mit 869 betroffenen Weidetieren mehr als doppelt so vielen wie im Vorjahr. Hatte man noch vor Jahresfrist seine Erfolge im Herdenschutz gefeiert, stieg währenddessen der Anteil unter empfohlenem Schutz gerissener Schafe und Ziegen auf sagenhafte 74 %!

Damit war und ist man in der damit betrauten „Fachstelle Wolf“ offenkundig überfordert. Wurden schon die 22er Zahlen erst nach Rückfrage veröffentlicht, hat man die Veröffentlichung bzw. Aktualisierung der Risslisten in diesem Jahr komplett eingestellt. Eine entsprechende Anfrage danach wurde negativ beschieden. Man sei krank und könne keinen Termin nennen.

Wer überbringt schon gerne schlechte Nachrichten, noch dazu über den politisch so gewollten Wolf?

Hier fehlt jegliche Einsicht, dass nur absolute Transparenz und Aktualität in der Information, sowohl über das Wolfsgeschehen an sich, als auch über die daraus entstehenden Probleme und Schäden, vielleicht noch den letzten Rest an Akzeptanz in der betroffenen Landbevölkerung retten könnte.

Hat man das bereits aufgegeben? Wolfsmanagement geht nach dem einst verfassten Plan anders!

Dafür hat man seitens der Fachstelle Wolf Zeit und Muße für ein ausführliches Interview mit dem Deutschlandfunk (LINK), um durch den Bauernverband adressierte Probleme und Forderungen kleinzureden.

Es ist schon ein Grundelement derartiger Märchenstunden, wenn die letzten offiziell für Deutschland verkündeten Monitoringergebnisse zu Wolfsbestand als „aktuell“ verkauft werden. Die genannten

226 Wolfsterritorien, 161 Rudel, 44 Paare und 21 Einzeltiere

entstammen dem Monitoringjahr 2021/22, d.h. sie entsprechen dem Sommerbestand des Jahres 2021. Derzeit wird gerade die übernächste Generation Welpen gewölft. Der Vergleich mit dem Vorjahr legt nahe, dass dieses Ergebnis nicht vollständig war (LINK). Sicher will man nur bestätigte Vorkommen zählen, aber wären diesen Zahlen korrekt und vollständig, würde dies einen dramatischen Einbruch des Populationswachstums bedeuten.

Die Tatsache, dass man Wildtiere nicht zählen kann, gilt in BMU und BfN für den Wolf in Deutschland nicht. Auch gibt es bei den offiziellen Monitoringergebnissen erhebliche Abweichungen, so dass man für eine Fortschreibung des Bestandes die zitierten Zahlen für 2021/22 mit einem offenkundig unvollständigen Ergebnis nicht verwenden kann.

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2023. Legt man das Minitoringjahr 2020/21 zugrunde, ist für diesen Sommer mit bis zu 350 reproduzierenden Wolfsrudeln in Deutschland auszugehen. Nimmt man die entsprechende Zahl an Paaren, Einzeltieren und Wanderwölfen auf der Suche nach einem Territorium hinzu, Letztere erscheinen in keiner offiziellen Statistik, sind beide in den Raum gestellten Bestandszahlen zum aktuellen Wolfsbestand in DE für 2023 so interessengeleitet wie falsch. Mögen die gerade erst vom Deutschen Bauernverband 4.000 Wölfe wahrscheinlich im kommenden Jahr erreicht werden, so zeugen die im Interview genannten 900 – 1800 Tiere in Deutschland mit den dabei versuchten Rechenexperimenten davon, dass man an einer realistischen Einschätzung des tatsächlichen Wolfsbestandes kein Interesse hat. Darin sind sich die offiziellen Stellen in Sachsen wie im Bund offenbar einig. Die Plankommission hat entschieden, wie viele Wölfe es zu sein haben. Schreibt aber man die für jedermann nachvollziehbaren Monitoringzahlen der letzten Jahre fort, dürfte es aktuell um ca. 3.000 Wölfe gehen.

Es ist dabei nicht die schiere Zahl, die Tierhaltern wie der Landbevölkerung insgesamt Angst macht. Vor allem das zunehmend dreiste Verhalten vieler Wölfe, die regelmäßig auch bei Tage an und in Ortschaften gesichtet werden, zeugt davon, dass Wölfe dort, wo sie nicht verfolgt werden, die ihnen anfangs angedichtete „natürliche Scheu“ schnell ablegen. Wo keine Gefahr droht, braucht ein Wildtier auch nicht scheu zu sein – siehe die Berliner Stadtschweine.

Dabei macht es einen erheblichen Unterschied, ob wir es bei einer Begegnung mit einer Rotte Sauen, deren verursachte Schäden ärgerlich genug sind, oder mit dem Spitzenprädatoren Wolf zu tun haben, in dessen Beutespektrum ein großer Teil unserer Haus- und Nutztiere fällt.

Diese Ängste und Sorgen der Menschen mit der sog. „NINA-Studie“, die auf Daten aus einer Zeit beruht, in der der mitteleuropäische Wolfsbestand praktisch ausgelöscht war, kleinreden zu wollen, gehört in die Mottenkiste der frühen Wolfspropaganda. Wer von Seiten einer „Fachstelle Wolf“ solche Geschichten anbietet, wird gebeten, ab dem kommenden Winter seine Grundschulkinder früh vor 7 Uhr alleine zu dieser Bushaltestelle laufen zu lassen - bitte ganz entspannt! 

Solange die Presse und Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Wolf in Sachsen durch eine so auftretende Fachstelle betrieben wird, wird sie eine Schwachstelle bleiben!

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