DIE EU FRAGT ZUM WOLF – was wird sie aus den Antworten machen?

Die EU-Kommission bittet zurzeit um Daten zum Wolfsbestand nicht nur in Deutschland:

Wölfe in Europa: Kommission fordert die lokalen Behörden auf, die bestehenden Ausnahmeregelungen in vollem Umfang auszuschöpfen, und startet Datensammlung zur Überprüfung des Schutzstatus

Die www.wolfszone.de hat geliefert:

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Ihrem Aufruf vom 04.09. bitten Sie alle am Thema Interessierten, Ihnen Zahlen und Informationen zum Wolfsbestand in ihren Mitgliedsländern mitzuteilen. Ich verfolge diese Entwicklung in Deutschland seit mehreren Jahren und versuche dabei die Ergebnisse so zeitnah wie möglich in einer interaktiven Karte auch anderen zugänglich zu machen. Neben verfügbaren Daten der Territorien sind darin auch die Totfunde und Einzelnachweise wie Weidetierrisse dargestellt.

Aus den mir vorliegenden Daten ergeben sich tagesaktuell folgende Zahlen:

216 Rudel, 16 Paare, 18 Einzeltiere sowie 20 Suchräume, in denen die Bestätigung noch aussteht, also insgesamt 

270 Wolfsterritorien in Deutschland

mit Bestätigungen unterschiedlicher Aktualität. Die Qualität dieser Daten variiert sehr stark, da nur ein Teil der Bundesländer diese Daten selbst aktuell veröffentlicht und diese nur von wenigen Landesstellen aktuell an die dafür zuständige DBBW weitergegeben werden. Vorzugsweise wird dies zum spätest möglichen Zeitpunkt erledigt.

Von derzeit mindestens 216 Rudeln waren mit Stand heute 50 Reproduktionen in diesem Jahr recherchierbar, davon 41 bereits mit Welpenzahlen. Spitzenreiter ist dabei Niedersachsen, wo diese Angaben bereits für 36 der dort aktuell auf der Seite der Landesjägerschaft bestätigten 53 Territorien vorliegen. Die übrigen Daten stammen aus den neu von Wölfen besiedelten Bundesländern.  Aus den zuerst und am stärksten besiedelten Bundesländern stammen derartige Meldungen aus dem Monitoringjahr 21/22 oder in Ausnahmen 22/23.

Erlauben Sie mir eine Vorhersage:

Deutschland in Gestalt des zuständigen Bundesumweltministeriums (BMU) wird EU-Parlament und Kommission auch bei dieser Fragerunde erneut mit den Zahlen des Monitoringjahres 21/22 abspeisen, mit dem Hinweis, dies seien die „aktuellen Zahlen“ (Quelle DBBW):

Zusammenfassung für Deutschland

2021/22: 230 Wolfsterritorien. Bestätigt sind 162 Rudel, 47 Paare und 21 Einzeltiere.

Diese Zahlen geben den Bestand aus dem Sommer 2021 wieder. Sie wären für eine aktuelle Meldung heute sehr konservativ mit dem Faktor 20 % p.a. hochzurechnen, um auf einen realistischen Wert für 2023 zu kommen. 

Damit wäre heute mindestens von ± 330 unterschiedlich besetzten Territorien in Deutschland auszugehen. 

Bei den zuständigen Stellen besteht nach meinem Eindruck kein Ehrgeiz, dies auch wirklich, geschweige denn zeitnah festzustellen. 

Im deutschen Wolfsmonitoring sind großräumige Dunkelfelder feststellbar.

Das BMU wird sich weiter mit Zähnen und Klauen dagegen wehren, für den Wolf in Deutschland den günstigen Erhaltungszustand festzustellen und nach Brüssel zu melden; denn dies wäre noch vor der sehr schwierigen Änderung des Schutzstatus die Voraussetzung für wirksame Maßnahmen jeglicher Art, um der Landbevölkerung und der Weidetierhaltung in Deutschland ein nachhaltiges Zusammenleben mit dem Wolf zu ermöglichen.

Ich wünsche Ihrem Vorhaben viel Erfolg!

Friedrich Noltenius

www.wolfszone.de 

Es gab auch prompt eine automatisierte Antwort:

Thank you for your contribution to the data collection on the wolf population and their impacts that the European Commission launched on 4 September 2023.

Please be aware that your contributions - submitted by 22/09/2023 to this functional mailbox - must be based on agreed national monitoring methodologies or other official procedures/methodologies. Such data will also be transmitted to the relevant Member States before finalising the analysis.

Please note that you will not receive an individual reply, as your input will be considered as part of the in-depth analysis of all available scientific and technical data, that the Commission is carrying out as announced in the Commission response to the European Parliament non-legislative resolution of 24 November 2022. 

 Kind regards,

Nature Conservation team

European Commission

 Es wird sehr spannend sein, was von Daten übrigbleibt, wenn diese vor Abschluss der Analyse den Mitgliedsstaaten (zur Filterung?) übermittelt werden. Die Begeisterung über dieses Vorhaben dürfte sich gerade im deutschen BMU sehr in Grenzen halten, nachdem der Druck im Lande in Sachen Erhaltungszustand und Regulierung des Bestandes wöchentlich zunimmt.

Eine Vorhersage ist da kaum möglich und der Optimismus hält sich in Grenzen.

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