Hessen und der Wolf – keine guten Zahlen

Transparenz und Aktualität bei der Information über das Wolfsgeschehen sind sicher ein guter Beitrag, die gerade in der Landbevölkerung schwindende Akzeptanz des großen Beutegreifers zu erhalten. Dazu aber der Presse mit Stand vom 03. Januar schon die Eckdaten für das Vorjahr präsentieren zu wollen, zeugt nicht unbedingt von dem Willen, der Öffentlichkeit ein valides Ergebnis zu präsentieren.

Aus dem Jahresrückblick des Wolfszentrums Hessen:

Auch wenn diese Zahlen noch nicht vollständig sind, einige Fälle sind noch in Bearbeitung, regt es dazu an, sie anhand der veröffentlichten Nachweise und Verdachtsfälle nicht nur zu hinterfragen, sondern auch mit dem Vorjahr zu vergleichen.

Ein Vergleich, der vor allem für die Tierhalter in Hessen schmerzhafte Ergebnisse zutage fördert:

So hat sich die Zahl der dem Wolf zugeschriebenen Nutztierrisse binnen eines Jahres von 12 mit 27 betroffenen Tieren auf inzwischen 48 mit 122 Tieren (Stand 16.01.24) vervierfacht. Wesentlichen Anteil daran hat das zwischen Hessen und Bayern aktive Paar GW3092f und FHZ3222m mit 18 Rissen / 48 Tieren in Hessen und ebenfalls 18 Rissen mit 44 Tieren in Bayern. Sie wandeln auf den Spuren von Bonnie & Clyde, nur dass sie derzeit dank erfolgreicher Einsprüche vor Verfolgung sicher sind und sich ihre Beutezüge auf zwei Bundesländer und 5 Landkreise erstrecken. Entsprechend sind auch zwei Verwaltungsgerichte und fünf Landräte für sie zuständig. Das ist fast eine Lebensversicherung.

Bewegt sich der Anstieg der bestätigten Wolfsrisse noch in dem zu befürchtenden Rahmen, so dürften die Risse, die Hunden und Füchsen zugeschrieben werden, nicht weiter ansteigen. Es gibt in Hessen weder mehr Weidetiere, noch mehr Hunde, die ohnehin bei ihrem vermeintlich bösen Tun regelmäßig unsichtbar bleiben. Dabei stieg die Anzahl der Befunde „Hund“ von 23 auf 31. Hinzu kommt ein steigender Anteil an Rissen bei denen keine verwertbare Probe vorlag „keine Artbestimmung möglich“. Das waren in 2023 32 Risse oder 26 % nach 12 bzw. 22 % im Vorjahr.

Zwar gibt es Einzelfälle, wo streunende Hunde Weidetiere angreifen, aber solche Risse sind nicht nur selten, sondern auch von denen eines Wolfes oder gar Rudels deutlich unterscheidbar. Gleiches gilt für Risse von Füchsen, die bei Lämmern durchaus vorkommen können, aber bei spätestens Kälbern als Raritäten zu sehen sind.

Füchse sind in unserer Natur allgegenwärtig warten nur darauf, dass der Wolf sein Mahl beendet. Entsprechend wird man ihre Spuren und ihre Genetik als Nachnutzer an fast jedem Riss finden.

An dieser Stelle sind Methoden und Qualität der Rissbegutachtung in Frage zu stellen. Hessen verlangt für die Anerkennung eines Wolfsrisses den genetischen, sprich einen forensischen Nachweis. So sollten dann auch die Mitarbeiter ausgebildet sein, die vor Ort die Risse aufnehmen. Dabei wären sie aber auch zu verpflichten, nicht nur das Wattestäbchen, sondern auch den Verstand zu gebrauchen. In anderen Bundesländern geht das auch. Dort wird zuerst der Riss als Ganzes beurteilt und erst im Zweifelsfall die Genetik zu Rate gezogen. Das führt schneller zu korrekten Ergebnissen und könnte vor immerhin 66 Rissen bzw. 53,7 % zweifelhafter Fälle schützen, die das hessische Monitoring aus 2023 vorzuweisen hat.

Da ist noch Luft nach oben was die Qualität angeht!

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