25 Jahre Wolf in Sachsen – kein Grund zum Feiern!
In aller Stille kam zur Jahrtausendwende in der Muskauer Heide in Sachsen der erste Wurf Wolfswelpen im heutigen Deutschland zur Welt. Von Artenschützern und Presse wurde das als Sensation gefeiert, aber von der Allgemeinheit (noch) nicht ernsthaft wahrgenommen.
Dabei lagen beide falsch: Die Ausbreitung nordosteuropäischer (baltischer) Wölfe hatte bereits 10 Jahre zuvor mit dem Fall der Grenzen des ehemaligen Ostblocks und der zeitweiligen Einstellung der Wolfsbekämpfung in diesen Ländern begonnen. Eine wahrnehmbare Ausbreitung der Wölfe hinein in die nach Westen immer dichter besiedelte Kulturlandschaft ließ noch ein Jahrzehnt auf sich warten. Die Zahl der Wölfe und der durch sie verursachten Weidetierschäden blieb vorerst im überschaubaren zweistelligen Bereich. Besorgte Hinweise auf mögliche Folgen wurden als Unkenrufe unbelehrbarer Raubtierhasser abgetan.
Es kam anders: Das Wachstum den Wolfsbestandes entwickelte genau mit der Dynamik, die mit der Thematik vertraute Wissenschaftler schon vor langer Zeit festgestellt hatten. Nur wollte man sich hier in Deutschland keine Gedanken darüber machen, welche Folgen ein sich unbegrenzt ausbreitender Spitzenprädator auf ein so sensibles Ökosystem wie unsere vielfach genutzte Kulturlandschaft haben werde. Wild als natürliche Nahrung gäbe es ja ohnehin viel zu viel und die Kollateralschäden bei den Weidetieren seien mangelndem Herdenschutz und verlernter Erfahrung im Umgang mit dem Raubtier anzulasten.
Merke: Nicht der Räuber macht den Fehler, sondern der geschädigte Tierhalter.
Der Populationsdynamik begegnete man mit immer neuen Modellrechnungen zur Lebensraumkapazität, deren Spitzenwerte inzwischen bei 1.400 (Kramer,Schadt et al.) bis 1.769 (Fechter & Storch) Territorien bei den größten Phantasten dieser Zunft liegen. Das sind Zahlen, die selbst die Wölfe radikal überfordern, weshalb BMU und BfN weiterhin Öffentlichkeit und EU-Kommission mit treuem Augenaufschlag erklären, in welch erbarmungswürdigem Erhaltungszustand denn der Wolf in Deutschland sein. Der Artikel 1 der FFH-Richtlinie zu diesem Thema wird dort schlicht negiert, denn stellt klar, wie viele Individuen einer Art es braucht, um ihren Erhalt langfristig zu sichern. Es widerspricht dem Geist der Richtlinie, dafür die theoretische Kapazität möglicher Lebensräume heranzuziehen.
Was hat das für Folgen: Für das Jahr 2023 lassen sich nach Quellen der www.wolfszone.de in Deutschland diese Zahlen zu Weidetierrissen ermitteln:
Bei diesen Zahlen gilt es innezuhalten: 1.300-mal sind Weidetierhalter an ihre Koppeln gekommen, um dort tote, verletzte und traumatisierte Tiere vorzufinden. 80 % dieser Fälle und über 90 % der betroffenen Tiere sind dem Wolf zuzuordnen. Über die Traumatisierung der Tierhalter wird so wenig Statistik geführt, wie es seriöse Angaben zum in den Bundesländern höchst variabel bewerteten Herdenschutz gibt.
Wer nun den Thesen in einigen heute noch gültigen „Wolfsmanagementplänen“ Glauben schenken möchte, dass Weidetierschäden der mangelnden Erfahrung der Tierhalter mit dem Herdenschutz geschuldet seien und über die Zeit deutlich nachlassen würden, der möge sich die Zahlen aus den beiden Landkreisen Bautzen und Görlitz in Sachsen ansehen, dem zugegeben nicht mit vielen Weidetieren gesegneten „Mutterland der neuen deutschen Wölfe“:
Mit 217 dem Wolf zugeschriebenen Rissen und 1.111 betroffenen Tieren trugen diese beiden Landkreise in 2023 über 20 % der Last, die ein von Beginn an völlig verfehltes „Wolfsmanagement“ in Deutschland, welches man besser als Wolfsdienstpostenverwaltung beschreiben kann. Im Vorjahr 2022 waren das noch 128 Risse mit 592 betroffenen Tieren. Soviel zum erhofften Effekt der „Erfahrung“ mit Großprädatoren und der Unterstützung dabei durch ein dem Wolf wohlmeinendes Management!
Noch zwei Zahlen zum Schluss:
Die Kreise Bautzen und Görlitz sind 2 von aktuell 400 Landkreisen und kreisfreien Städten (0,5 %) in DE. Sie umfassen ca. 4.500 km² von 357.592 km² Deutschlands. Das sind 1,26 % der Landesfläche.
Alleine diese Relationen sollten auch Auswärtigen deutlich machen, dass der Sympathiefaktor des Wolfes und seiner Befürworter im Osten Sachsens gegen NULL tendiert.
Es sollte dabei aber auch klar sein, dass wir dieses Problem weder
- Mit einer seit Jahren konsequent durchgehaltenen Vogelstraußpolitik der zuständigen Ministerien einschließlich sämtlicher Ressortchefs seit Erscheinen des Wolfs
noch
- Mit populistischen Forderungen einer bis dato zum Thema nicht wirksam tätigen Regierungspartei in Sachsen, Stichwort „jährlich 1/3 der Wölfe schießen“
oder
- jüngst durch das LKA Sachsen kolportierten „Giftmorden“ an Wölfen
gelöst bekommen.
Der Wolf wird es überleben, denn er ist schlauer als die, die derzeit über ihn entscheiden dürfen.
Auf dem Sockel der heiligen Kuh wird er das nicht schaffen.